Silke Lenz gehört zu den agilsten Social Media Expertinnen in Deutschlands Kommunen. Mit der Pressechefin und Amtsleiterin Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der zehngrößten Stadt Deutschlands, der Stadt Essen, sprechen Franz-Reinhard Habbel und Michael Lobeck in ihrem City-Transformer Podcast.
Die Einschätzung von Lenz zur Rolle von Social Media in der aktuellen Kriegsberichterstattung über die russische Invasion in die Ukraine: Sie sagt, wir erleben, dass viele Fake-News und Falschinformationen über diese Kanäle gestreut werden. Auf der einen Seite bekommen Menschen viele Informationen über soziale Medien, auf der anderen Seite sind soziale Medien aber auch Kanäle für die Zivilgesellschaft um zu kommunizieren, um mit Freunden und Verwandten, mit der Familie in Kontakt zu bleiben.
„Um so wichtiger ist es zu schauen, wer ist die Quelle, wer veröffentlicht was.“
Lenz sieht die klassischen Medien in der Pflicht, hohe journalistische Maßstäbe anzuwenden.
„Fake News nehmen auch bei lokalen Themen, wie zum Beispiel der COVID-19 Pandemie zu.“
Die Stadt Essen verfügt über eine bemerkenswerte Infrastruktur im Bereich soziale Medien.
„Seit 2014 sind wir in sozialen Medien vertreten. Wir haben uns vorher viele Gedanken gemacht, in welchen Kanälen wir präsent sein wollen. Das prüfen wir immer wieder. Wir haben vier Personen im Social Media Team.“
Ein aktueller Anlass zur Berichterstattung bei Twitter war ein Großbrand in der Stadt Anfang der Woche. Das Team war in einem engen Austausch mit der Pressestelle der Feuerwehr. Um 7.00 Uhr wurden die Social Media Mitarbeiter ins Team der Brandbekämpfung geholt. Inhaltlich wurden Informationen u.a. darüber gegeben, wie die betroffenen Leute unterkommen und ihnen geholfen werden kann.
„Wir sind an 365 Tagen mit Social Media im Schichtdienst unterwegs. Von 7.00 bis 22.00 Uhr sind wir unter der Woche aktiv, freitags und am Wochende von 9.00 bis 17.00 Uhr.“
Die Social Media Arbeit ist sehr umfangreich, so werden u.a. Erklär-Videos erstellt, auch nach jeder Ratssitzung wird mit dem Oberbürgermeister ein Video produziert.
„Wir machen sehr viele Stories auf Instagram und Facebook. Wir kommunizieren mittlerweile auch in unterschiedlichen Sprachen.“
Für den Social Media Auftritt wurde zu Beginn ein umfangreiches Konzept aufgesetzt und mit der Politik diskutiert. Nach einem Jahr wurde das Konzept evaluiert.
Die Stadt Essen teilt ihre Multimedia-Konzepte mit anderen Kommunen.
„Man kann sich das hier auch angucken, wir arbeiten auch mit einem Dashboard. Wir teilen unser Wissen sehr gern“.
Lenz berichtet vom Social-Media-Konzept der Stadt Essen, der notwendigen Personalausstattung, den bedienten Plattformen, dem Umgang mit Konflikten, Trollen und Desinformation und warum Gedanken zu Gänsen einen Shitstorm auslösten.
Den Kommunen empfiehlt sie, ständig an der Weiterentwicklung der verschiedenen Kanäle zu arbeiten.
Die Kommunikation in sozialen Netzwerken ist in der Ruhrgebietsstadt beispielgebend. Prädikat: „Unbedingt anhören“ für alle, die sich mit Social Media in Kommunen befassen.