Im Z-M-I, dem Zehn-Minuten-Internet Newsletter berichten Franz-Reinhard Habbel und Gerd Landsberg jeden Sonntag über interessante Links (heute u.a. Weniger Hysterie, mehr Sachlichkeit) aus dem Internet für Bürgermeister:innen und Kommunalpolitiker:innen.
In der Ruhe liegt die Kraft: Weniger Hysterie, mehr Sachlichkeit für Deutschland
Deutschland scheint sich zunehmend zu einer „Empör-Republik“ zu entwickeln. Jeden Tag entsteht eine neue Welle der Empörung – ausgelöst durch Äußerungen prominenter Persönlichkeiten, politische Diskussionen oder zugespitzte Medienberichte. Nicht selten verstärken die sozialen Medien diesen Trend, indem sie jede Diskussion in einen Echoraum verwandeln, der Hysterie statt Sachlichkeit befeuert.
Eine Spirale der Empörung: Ob in Talkshows, auf Twitter oder in der Berichterstattung: Es scheint fast unvermeidlich, dass Äußerungen – ob ernst gemeint, provokativ oder missverständlich – zu Skandalen aufgebauscht werden. Prominente Persönlichkeiten tragen oft dazu bei, indem sie ihre Positionen wiederholen, rechtfertigen oder verschärfen. Politiker und Medien nutzen diese Dynamik, besonders in Wahlkampfzeiten, gezielt aus.
Auch internationale Beispiele heizen die Stimmung an: Ein neuer US-Präsident, der skurrile Vorschläge macht, oder Milliardäre, die deutsche Politik öffentlich kommentieren – diese Szenarien bieten perfekte Projektionsflächen für Empörung und Polarisierung. Doch der gesellschaftliche Diskurs leidet darunter erheblich.
Die Rolle der Medien: Insbesondere die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten könnten dazu beitragen, die Debattenkultur zu verbessern. Doch leider erleben wir zu oft die immer gleichen Gäste und Diskussionen, bei denen das Ziel weniger auf Konsens als auf Konflikt ausgerichtet ist. Talkshows werden zur Bühne für Konfrontation, anstatt Lösungen oder Gemeinsamkeiten zu präsentieren.
Die schweigende Mehrheit – Stabilität statt Lautstärke:Während die lautesten Stimmen das Geschehen dominieren, wird die schweigende Mehrheit selten gehört. Diese Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger wünscht sich in erster Linie stabile Verhältnisse, verfolgt ihren Alltag, zahlt ihre Steuern und ist sich der Notwendigkeit von Reformen bewusst. Sie lässt sich von den immer gleichen Aufgeregtheiten nur wenig beeindrucken.
Diese Mehrheit hat erkannt, dass nachhaltige Veränderungen nur durch besonnene Entscheidungen möglich sind. Sie setzt auf Vernunft statt auf Hysterie. Doch gerade in politischen Diskussionen sollte dieser Grundsatz „In der Ruhe liegt die Kraft“ wieder stärker in den Vordergrund rücken.
Ein Appell für mehr Gelassenheit: Deutschland braucht weniger Empörung und mehr Sachlichkeit. Eine ausgewogene Debattenkultur, die auf Respekt und Argumenten basiert, wäre ein Gewinn für unsere Demokratie. Es liegt an Politik, Medien und uns allen, nicht immer der lautesten Stimme zu folgen, sondern auf fundierte, sachliche Diskussionen zu setzen.
Reformen und Veränderungen sind notwendig, um die Zukunft zu sichern – doch sie erfordern Besonnenheit und gemeinsames Handeln. Lassen wir uns nicht von Aufgeregtheit leiten, sondern arbeiten wir daran, Vertrauen und Stabilität in den Mittelpunkt zu stellen. Denn nur so können wir die Herausforderungen unserer Zeit meistern. (Gerd Landsberg)
„Können nicht überall gleichzeitig sein“: Feuerwehr fordert von Bürgern mehr Selbsthilfe bei Naturkatastrophen
Früher seien die Menschen auf Hochwasser besser vorbereitet gewesen, heute verließen sich alle auf die Einsatzkräfte, so der Verbandschef. Bevölkerungsschutz müsse auch Thema an Schulen sein.
Jede dritte Kommune hat mit Wärmeplanung begonnen
Bis spätestens 2028 muss jede Stadt und Gemeinde in Deutschland eine eigene Wärmeplanung vorlegen – und damit festlegen, welche Energieträger für die Region infrage kommen. 34 Prozent der Kommunen haben inzwischen damit begonnen.
Digitale Transformation: Unsere Chance für mehr Demokratie
Das Besser heute angehen: Zur Bundestagswahl 2025 hat die Agora Digitale Transformation eine Transformations-Agenda entwickelt, mit der die nächste Bundesregierung die strukturellen und organisatorischen Hürden für ein digitales Deutschland konsequent aus dem Weg räumen kann. Unsere Demokratie ist für uns das politische „Betriebssystem“ für Bürger:innen: Wie stabil es läuft, hängt für uns davon ab, wie digitale Technologien im Interesse der Bürger:innen und im Austausch mit ihnen eingesetzt werden. Als Agora Digitale Transformation arbeiten wir deshalb an Updates für das Betriebssystem Demokratie – Updates, die als umsetzbare und praxisorientierte Lösungen die Chancen der Digitalen Transformation nutzen. Für eine starke Demokratie, jetzt und in Zukunft.
Gemeinsam digital: Warum Zusammenarbeit der Schlüssel zur Zukunft ist
Angekommen in Vietnam. Die Terminalhalle am Flughafen von Hanoi voller Leben: Menschen eilten an mir vorbei, Lautsprecher kündigten Flüge an, und vor mir eine junge Verkäuferin, die mir für zehn Euro mein Smartphone mit einer neuen 5G-SIM-Karte einrichtete. Fünf Minuten später war ich online. Ich scherzte, dass in Deutschland 5G noch lange nicht der Standard sei und lächelte sie dabei an. Doch sie schaute mich nur fragend an, bevor sie höflich zurücklächelte. Für sie war das Routine, für mich ein Moment des Nachdenkens: Warum schaffen wir es nicht, Digitalisierung nicht zu so etwas Selbstverständlichen zu machen wie in Vietnam?
Als Chief Digital Officer einer mittelgroßen Stadt in Deutschland bin ich der Meinung, dass wir gerade in Zeiten knapper Haushaltskassen umdenken müssen: Digitalisierung kann nicht im Alleingang gelingen. Sie erfordert Zusammenarbeit – nicht nur, um Ressourcen zu sparen, sondern auch, um Innovation zu ermöglichen.
In meinem Alltag erlebe ich, wie das Teilen von Wissen und Lösungen kreative Prozesse anstößt. Ein Beispiel ist unser „Wissenshäppchen to go“-Format. In kurzen Sessions stellen wir digitalen Tools vor und befähigen Mitarbeitende, diese auszuprobieren. Das Konzept regt dazu an, weiterzudenken: Welche anderen Tools könnten unsere Arbeit erleichtern? Welche Prozesse könnten wir noch digitalisieren? Als ich das Konzept letztes Jahr auf einer Veranstaltung präsentierte, meldeten sich später mehrere Mitarbeitende aus größeren Kommunen bei mir. Sie sagten, sie fanden den Ansatz so spannend, dass sie ihn bei sich eins zu eins adaptieren wollen – und dankbar für den Impuls waren.
Auch eine einfache Excel-Tabelle, die wir im Kreis Lippe mit unseren lippischen CDOs teilen, zeigt die Kraft der Zusammenarbeit. Sie listet bestehende digitale Prozesse und Online-Dienste auf und inspiriert, Lösungen direkt zu übernehmen. Dieser Austausch spart nicht nur Zeit und Geld, sondern schafft auch Raum für neue Ansätze.
Doch es reicht nicht, digitale Lösungen technisch bereitzustellen. Sie müssen bei den Menschen ankommen. Gerade bei bundesweiten Online-Diensten sehe ich eine Herausforderung: Jede Kommune muss eigenständig überlegen, wie sie die Leistung in ihr Serviceportal integriert und wie sie die Bevölkerung am besten erreicht.
Hier wird klar, wie wichtig Zusammenarbeit ist. Warum sollten Kommunen nicht auch Kommunikationsstrategien teilen oder gemeinsam Konzepte entwickeln, wie digitale Leistungen bekannter gemacht werden können? Es geht nicht nur um die Technik – es geht darum, Akzeptanz und Verständnis zu schaffen.
Digitalisierung ist kein isoliertes Thema einzelner Kommunen, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe. Sie bietet die Chance, knappe Ressourcen effizient zu nutzen, innovative Ideen umzusetzen und die Transformation als strategische Aufgabe zu begreifen.
Dort, wo Zusammenarbeit auf Offenheit trifft, entstehen die Lösungen, die die Zukunft gestalten können. Digitalisierung ist keine Last, sondern die Möglichkeit, mit weniger mehr zu erreichen – für die Verwaltung, die Mitarbeitenden und die Menschen in den Kommunen (Lena Sargalski).
Die Autorin arbeitet als Chief Digital Officer bei der Stadtverwaltung Bad Salzuflen in Ostwestfalen-Lippe.
eGovernment-Studie „Res Publica Digitalis“ von digitalswitzerland
Wie kann die Schweiz ihre Verwaltung durch digitale Transformation zukunftssicher gestalten? Die neue Studie „Res Publica Digitalis“ von digitalswitzerland zeigt vielversprechende Ansätze auf. Sie beleuchtet, wie die Schweiz mit ihrem föderalen System zwar vor einzigartigen Herausforderungen steht, aber auch besonders flexibel und innovativ reagieren kann. Die Studie verdeutlicht: Effiziente und kostensparende Digitalisierung ist nur durch enge Partnerschaften zwischen Behörden auf allen Stufen möglich. Angesichts der geplanten Sparmaßnahmen des Bundes wird eine solche Zusammenarbeit zur Notwendigkeit.
Unnaer Impulse zur Verwaltungspolitik
Das Wohl der Bürgerinnen und Bürger im föderalen Sozialstaat zu verwirklichen und dazu die Rechtstaatlichkeit zu wahren und zu schütrzen, ist der Kernbestand der sozialdemokratischen Vorstellung einer sozialen Demokratie. Um große Herausforderungen auch in schwierigen Zeiten meistern zu können, bedarf es eines starken und leistungsfähigen Staates. Impulse dazu finden sich in den Unnaer Impulsen für gutes Regieren in einem modernen Staat.
Hessische Kommunen rechnen mit Milliardendefizit
Der Hessische Städtetag rechnet mit einem Finanzierungsdefizit von mehr als einer Milliarde Euro. Er fordert vom Land mehr Geld als bisher vorgesehen.
Berlin: Experten fordern digitale City-Maut mit Smartphone-Tracking
Die Diskussion um eine City-Maut für Autos in Berlin gewinnt nach der Einführung eines ähnlichen Systems in New York an Dynamik.
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Neues aus den Kommunalen Spitzenverbänden
DST: Kommunen können nicht länger als Ausfallbürgen einspringen
DStGB: Kurswechsel einleiten – Starke Kommunen möglich machen
DLT: Kommunales Defizit dramatisch gestiegen
BayGT: Resolution und Forderungen des DStGB
GStBRLP: BlitzReport Januar 2025
GStBT: Medieninformation 1/2025: Landeshaushalt und Kommunalfinanzen 2025
HST: Kommunale Selbstverwaltung nur mit auskömmlicher Landesfinanzierung möglich
SSGT: Grundsteuerreform auf der Zielgraden: Land und Kommunen zeigen sich vorbereitet
NWStGB: „Finanzaufsicht wird uns Kommunen zwingen, mehr Dinge zu streichen“
StGBST: Besondere Leistungen und Verdienste ehrenamtlich Engagierter gewürdigt
Kopf der Woche: Ina-Maria Ulbrich, Staatssekretärin und CIO des Landes Mecklenburg-Vorpommern leitet ab 1.1.2025 den IT-Planungsrat
Buch der Woche: Der Bauernkrieg von Christian Pantle
Mit 8 Seiten Farbbildteil. „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“, fragten Hunderttausende Bauern und Bürger, die sich 1524/25 quer durch Deutschland erhoben und eine Bewegung formten, die bis heute ihresgleichen sucht. Waren die Rebellen revolutionäre Klassenkämpfer? Räuberischer Pöbel? Oder gar die Vorreiter der Menschenrechtsbewegung? Christian Pantle erzählt von den mutigen Menschen und ihrem großen Kampf für eine gerechte Gesellschaft.
+++Denken Sie beim Erwerb von Büchern an den örtlichen Buchhandel+++
Zahl der Woche: Rund 380.000 E-Fahrzeuge wurden neu zugelassen, 27 Prozent weniger als 2023, teilte das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg mit.
Chatbot der Woche: Chatbot CREDO (Crefeld Online)
Tweet der Woche: Städtetag
Bei der #Bundestagswahl ist schon bald #Briefwahlmöglich. Infos dazu gibt es vor der Wahlbenachrichtigung bereits online bei den Städten.
Tipp: Statt Briefwahl per Post ist vorab eine Stimmabgabe auch im #Briefwahlbüro möglich. Das befindet sich meist im Rathaus.
Zu guter Letzt: Selbstfahrendes Auto dreht mehrere Runden vor Flughafen – und lässt Fahrgast nicht aussteigen
Bild Zusammenarbeit Pixabay
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Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.
Ihr Franz-Reinhard Habbel