Ökodorf – das klingt nach Hippies, Räucherstäbchen und alternativem Lebensstil. Ja, wenn man an Ökodörfer denkt, erwischt man sich oft auch dabei ihre Bewohner als „Gegen-alles-Menschen“ zu verteufeln, die sich bewusst dazu entschieden haben sich von unserer Gesellschaft abzusetzen. Doch das gerade in alternativen Lebensgemeinschaften enormes Innovationspotential steckt, zählt nicht zu den ersten Assoziationen die das Wort Ökodorf hervorruft. Am 07.04.2016 traf sich der Innovators Club des Deutschen Städte- und Gemeindebundes mit Raumpionieren.
In einem innovativen Kommunikationsformat, dem sogenannten Offenen Raum, wurden Einsichten, Erfahrung und Ideen ausgetauscht und diskutiert. Dabei bekommt jeder Teilnehmer die gleiche Anzahl von Zeitkärtchen, die jeweils eine Minute repräsentieren. Wenn man nun einen Beitrag leisten möchte, „zahlt“ man die verbrauchte Zeit an die Spielbank. Während der Gesprächsrunde kann Zeit verschenkt werden um Rednern, die interessante Aspekte beleuchten, mehr Redezeit zu gewähren. Durch dieses Format wird die aktive Beteiligung aller Teilnehmer gefördert und „Vielrednern“ Einhalt geboten.
„Die Zukunft der Mobilität ist grün und elektrisch“
Dieser oder ähnliche Sätze sind der Alltag des 21. Jahrhunderts. Wir haben verstanden, dass wir nicht ewig auf fossile Brennstoffe zurückgreifen können und dass, wenn wir es könnten, wir es auf keinen Fall sollten. Die Elektromobilität ist eines der großen Projekte des noch jungen Jahrtausends. Doch ist sie wirklich so neu wie wir denken? Im Lebensgarten Steyerberg gibt es sie nämlich schon seit Jahrzehnten. Schon 1987 wurden mit der Gründung von Ökologgia die ersten Pfeiler für die Nutzung von Solarenergie gesetzt. 1991 folgte die Eröffnung der ersten Solartankstelle Deutschlands und seit 2013 investiert der Lebensgarten in die Erforschung der E-Mobilität. So ist es dann auch wenig verwunderlich, wenn Alex Holtzmeyer sagen kann: „Die fossile Zeit ist schon vorbei.“
Doch die Leistungen gehen weit über die Nutzung richtungsweisender Technologien hinaus. So tragen Raumpioniere entscheidend dazu bei, dass ländliche Regionen, die vom Demographischen Wandel besonders stark betroffen sind, wiederbelebt werden. Die Anziehungskraft alternativer Kommunen erfasst insbesondere junge Menschen, die sich nach Alternativen zum hektischen Trubel der Großstadt wünschen. Auch wenn die Region dem Demographischen Wandel 10-15 Jahre voraus ist, wohnen in Heckenbeck zum Beispiel so viele Kinder pro Einwohner wie nirgendwo sonst in Südniedersachsen.
Letztendlich sind die von Raumpionieren bewohnten Kommunen sehr naturverbunden und ökologisch ausgerichtet. Ein Großteil der Nahrungsmittel kommt aus eigenem Anbau. Was einem Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstversorgung entsprungen ist, wirkt sich also auch positiv auf die Klimabilanz der Kommunen aus.
Raumpioniere sind weit mehr als stereotypische Hippies, die sich in Kommunen niederlassen um ein abgeschiedenes Leben zu führen. Sie sind ein belebender und aktiver Teil von Gemeinschaften und tragen einen entscheidenden Teil dazu bei, dass in totgesagten Kommunen das Leben blüht. Text von Jonas Wiggers
Raumpioniere vitalisieren Regionen
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