Habbel GmbH

Anfangen! Grundschulkinder lernen programmieren

20 Grundschulkinder programmieren in Neuhausen a.d.F.

Sie sitzen in einem alten Veranstaltungsraum neben einer Gaststätte in Neuhausen a.d.F. Es sind Schülerinnen und Schüler einer Grundschule. Sie programmieren mit dem Mikrocomputer Calliope Heimatlieder. Ein Router, blitzschnell im Saal installiert, sichert den Zugang zum Internet. So wird aus einem Gemeindesaal kurzfristig ein Unterrichtsort. Mit Begeisterung sind die Grundschulkinder bei der Sache.
Viele Erklärungen der Betreuer brauchen sie nicht, etwa was ein Prozessor ist und wie er arbeitet, war den Kindern bereits bekannt. Es fragt sich, wer lernt hier von wem. Mit dem Heimatlieder Coding Cup des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und der Initiative Code your Life wird Traditionelles mit Digitalem verbunden und etwas Neues und Ungewöhnliches gewagt: Grundschulkinder programmieren mit dem Mikrocomputer Calliope Heimatlieder ihrer Region. Die besten Einreichungen und Ergebnisse werden am 19. und 20. Juni 2017 auf dem Deutschen Kommunalkongress des DStGB in Berlin präsentiert.
Schulen, die am Programmierwettbewerb teilnehmen erhalten ein Starterpaket mit 25 Mini-Computern

Gekommen waren zum ersten Innovationstag Digitale Bildung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes auch der Bürgermeister der Stadt Ingo Hacker, die Schulleiterin einer Gemeinschaftsschule, Eltern, Lehrer, Vertreter der Medienakademie Baden-Württemberg und Vertreter der Firmen Microsoft und Helliwood aus Berlin sowie ein Mitglied der Geschäftsführung des heimischen Unternehmens Balluf.
Bürgermeister Ingo Hacker (z.v.r.) mit dem Starterpaket

Die Stadt in unmittelbarer Nähe von Stuttgart will eine neue Grundschule bauen und die jetzige Gemeinschaftsschule entkernen und modernisieren. Die Pläne sind fertig, das pädagogische Konzept steht weitgehend, was noch fehlt ist die IT-Ausstattung bzw. ein digitales Konzept. Der Bürgermeister will neue Wege gehen und sieht in der digitalen Bildung große Chancen, junge Menschen fit und medienkompetent zu machen. „Seit 42 Jahren warte ich auf Reformen im Bildungswesen, das Klassenzimmer durch neue flexible Lernräume zu ersetzen, die Flure anders zu gestalten. Die pädagogischen Notwendigkeiten solch neuer Lernumgebungen sind längst erkannt, nur umgesetzt ist wenig“, beklagt die engagierte Schulleiterin. Die Zeiträume, bis endlich was passiert, sind zu lang. Ihr Schulkollegium sei bereit, digitale Bildung ernst zunehmen und die Dinge auf den Weg zu bringen.
Diskutiert wird über eine Initialzündung, wie schnell digitale Bildung in den Schulen Einzug finden könnte. Auf die neue Schule bzw. Renovierung der vorhandenen Schule will man nicht warten. So will man schnell WLAN in die vorhandenen Schulgebäude bringen. „Anfangen jetzt“, lautet der Wunsch aller. Die Vertreterin der Wirtschaft weist darauf hin, dass Industrie 4.0 auch Bildung 4.0 braucht. Zu den notwendigen Kompetenzen junger Menschen zählt sie im Zeitalter der Digitalisierung eine technologische Datenorientierung verbunden mit interdisziplinärem Denken und Handeln, die Beherrschung komplexer Arbeitsinhalte sowie eine Problemlösungs- und Optimierungskompetenz. „Hinzu kommt Prozess-/Kundenorientierung und eine Sozial- und Kommunikationskompetenz“, sagte die Vertreterin der Wirtschaft. Der Vertreter der Medienakademie Baden-Württemberg betrachtet Medienbildung als eine neue Kulturtechnik. Es geht um Medienpartizipation und um digitale Mündigkeit der Bürgerinnen und Bürger. Beides muss neben dem Elternhaus auch die Schule vermitteln.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund unterstützt Code your Life. Für Franz-Reinhard Habbel ist Digitale Bildung ein eminent wichtiger Schlüssel zur Zukunft von Gesellschaft und Wirtschaft.

„Code your Life ist ein lernendes System“, sagt Thomas Schmidt, Vorstandsmitglied von Code your Life und einer der Initiatoren. Die Initiative stellt sich einer der drängensten Herausforderungen der Zukunft: jungen Menschen eine aktive Teilhabe an der digitalisierten Gesellschaft zu ermöglichen. Mit diesem Ziel führt Code your Life Kinder ab zehn Jahren an das Programmieren heran und lässt sie hinter die Kulissen der digitalen Welt schauen. Schmidt setzt auf die Städte und Gemeinden und die Politik. Die innovativen Kräfte in Gesellschaft und Wirtschaft befinden sich derzeit in einem Dilemma. Ihnen weht der Wind „die Kinder wachsen schon intensiv mit dem Smartphone oder Laptop auf, warum jetzt auch noch Nutzungen in den Schulen?“ zu. Diese Haltung ist aber falsch, es geht um Medienkompetenz und um einen kritischen Umgang mit leichtzugänglichen Informationen zum Beispiel in sozialen Netzwerken. Bereits Schulkinder müssen sich hiermit auseinander setzen und brauchen Anleitung und Reflexion.
Das Beispiel Neuhausen a.d.F. zeigt wie wichtig es ist, dass der Bürgermeister das Thema digitale Bildung zu seinem Thema macht und ganz oben auf die Tagesordnung der Stadt bringt. Auf Land und Bund zu warten ist das eine, das andere sofort anzufangen. Die Kommunen können es. Der nächste Innovationstag Digitale Bildung wird am 1.Juni 2017 in Rheinbach bei Bonn stattfinden.

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