Share Economy, so heißen tauschbasierte Wirtschaftsmodelle. Mit den neuen Medien sind die Möglichkeiten zur sozialen Vernetzung gestiegen. Immer mehr Menschen nehmen an weltweiten Tauschnetzwerken teil und gründen so ihre ganz eigenen Wirtschaftsformen. Der Staat sieht es jedoch in manchen Bereichen nicht gerne, wenn sich seine Bürger autonom organisieren. So löst auch die Plattform Airbnb für temporäre Vermietungen eine Kontroverse aus.
Mit dem Credo „Lade Freunde ein, die du noch nicht kennst“ wollte das Start-up aus San Francisco vor fünf Jahren eine Art freundliches profitorientiertes Unternehmen werden. Private Personen können auf der Plattform ihre Wohnung tageweise untervermieten. Dies bringt den Vermietern extra Cash in ihrer Abwesenheit und den Mietern eine kostengünstige Alternative zu teuren Hotels. Bei jeder Vermietung kassiert das Portal eine Gebühr, wobei der Vermieter das komplette Risiko der Vermietung trägt. Laut dem Magazin Forbes kommt das Unternehmen mittlerweile auf einen Jahresumsatz von 180 Mio. US-Dollar.
Doch es gibt auch Verlierer. Airbnb beginnt der traditionellen Wirtschaftsbranche wirkliche Konkurrenz zu machen. Die Hotellobby kämpft daher gegen eine Legalisierung des Portals.
Auch der Staat sieht die Entwicklung kritisch. Da es keine ordentliche Definition für Untervermietungen gibt, werden die Einnahmen zumeist nicht versteuert. So entgehen dem Staat Steuereinnahmen, die zuvor durch die Hotelbranche garantiert waren. Ein weiteres Problem ist laut der Stadt Berlin, dass auf Dauer eine Wohnraumverknappung ein Resultat sein könnte aus der sich wiederum eine Mietpreissteigerung ergeben könnte. Deshalb wurde vom Abgeordnetenhaus das sogenannte Zweckentfremdungsverbot auf den Weg gebracht, das Kurzzeitvermietungen verbietet.
In den Städten New York, London, San Francisco und Paris ist das Untervermieten von Wohnraum mittlerweile durch das Gesetz verboten. In New York wird eine Untervermietung, die kürzer als 30 Tage ist (bei Abwesenheit des Vermieters), als illegales Hotel gewertet. Hier kam es bereits zu einer Geldstrafe von 2.400 US-Dollar.
Andere Städte wiederum sehen in der Plattform eine Chance für den Tourismus. Hamburg und Amsterdam erlauben deshalb Kurzzeitvermietungen der eigenen Wohnung ohne Lizenz.
Es bleibt daher spannend zu sehen, wie die unterschiedlichen Akteure in Zukunft Share Economy begegnen werden und vor allem, welche neuen, autonomen Ideen sich durchsetzen können.
(Franz-Reinhard Habbel und Johanna Försterling)
Airbnb erreicht auch die Städte
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