Habbel GmbH

Baut Plattformen!

Deutschland ist das Land der Studien. Sie zeigen Defizite auf. Besser wäre es, diese Ressourcen in das Machen und Tun zu investieren, meint Franz-Reinhard Habbel in seiner Kolumne bei KOMMUNAL
Die Großen der IT-Welt sind Plattformbetreiber. Sie agieren über Kontinente hinweg. Deutschland fehlen Plattformen. Bleibt noch ein Markt neben Google, Amazon, Facebook und Alibaba? Ja, ein Markt, der das Öffentliche in den Vordergrund stellt und dabei Werte vermittelt. Wir sollten unsere Leistungen im föderativen Staatsaufbau auf Plattformen bündeln, jenseits von Zuständigkeiten und Interessen der Ebenen. Da geht es um weit mehr als das Online-Zugangsgesetz. Es geht um gemeinschaftliche Leistungen wie Bildung, Pflege oder Mobilität. Mobilitätsplattformen können die Belange von Bürgern mit einbinden, Krankenfahrten managen, Ad-Hoc Betreuungen oder Fahrdienste in ländlichen Regionen. Die Daseinsvorsorge in die Digitalisierung zu führen und damit Services und Dienste einfacher und ganzheitlicher anzubieten, ist Deutschlands große Chance. Hier gilt es Egoismen von Trägern, Verwaltungen oder sonstigen Akteuren zu überwinden. Wir denken noch viel zu stark in Verwaltungsprozessen wie Kita-Matching. Sicher, hier ist noch viel zu tun. Aber es ist zu wenig. Optimiert wird mittels IT die bisherige Verwaltungswelt so wie sie ist.

Chancen der Digitalisierung nutzen!

Die Digitalisierung eröffnet uns viel weitergehende Möglichkeiten, zu wirklichen Reformen zu kommen. Suchtberatung, Sprachkurse, Pflege und regionale Onlinemarktplätze werden durch Plattformen effizienter. Bei der Bildung reden wir leider weitgehend nur über die Infrastruktur, es geht um Breitband oder WLAN. Die wirklichen Chancen in der digitalen Bildung liegen aber in neuen Lernmethoden, in einer neuen Partnerschaft zwischen Lehrern und Schülern, wie es das Kreisgymnasium in Neuenburg am Rhein auf den Weg bringt. Es geht um die inhaltliche Qualität von Unterricht. Eines der großen Aufgaben der Zukunft wird es sein, aus großen Datenbeständen die richtigen Erkenntnisse zu ziehen. Davon sind wir noch weit entfernt. Was E-Government betrifft, ist Deutschland ein Land der Studien. Sie zeigen Defizite auf. Sie werden dankbar von Medien aufgegriffen. Weitgehend sind die Aussagen der Studien identisch. Wir sind nicht gut aufgestellt. Der Zusatznutzen ist, bis auf Ausnahmen, gering. Das kostet Zeit und Geld. Wie wäre es, diese Ressourcen in das Machen und Tun zu investieren. Beispiele gibt es, wie Land und Kommunen es in Baden-Württemberg zeigen. Aber auch Rechenzentren sind auf dem Vormarsch. Die ekom21 hat in Darmstadt einen „Open-Work-Space“ eingerichtet. Hier können junge IT-Leute aus den Kommunen Anwendungen entwickeln, Algorithmen programmieren und mit Softwareexperten der ekom21 sich austauschen. Es ist eine Art Co-Working Space für junge Leute, um innovative Verfahren zu entwickeln. Dataport plant ähnliches. Die KDO in Oldenberg hat eine „Denkeinheit“ eingerichtet, die eng mit der Hochschule zusammenarbeitet. Das Land Bremen baut eine IT-Garage in einem alten Industriekomplex auf, um junge Leute zu motivieren. Das bringt unser Land voran.

Weitere Artikel

Nachrichten und Kommentare zur Modernisierung und Digitalisierung des Public Sectors. Pointiert – Informativ – der Zukunft gewidmet. Wir müssen unsere politischen Strukturen reformieren.