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Bürgermeister Hans-Josef Vogel: Neue Orte als „Ankunftsorte“ für Flüchtlinge

Im Rahmen seiner Ansprache beim Dreikönigsempfang der Stadt Arnsberg am 10. Januar sprach Bürgermeister Hans-Josef Vogel über neue Ankunftsorte für Flüchtlinge in der Stadt. Es sind faszinierende, lebendige Orte – voll von Menschen mit großen Vorhaben. Eine neue Mittelschicht entsteht, neues Bürgertum bildet sich heraus. Träume, Bewegungen und Regierungen der nächsten Generation entstehen. Nachstehend ein Auszug aus der bemerkenswerten Rede:
„2015 sind bei uns in der Stadt neue, besondere Orte geschaffen worden. Ich nenne sie einmal „Ankunftsorte“. Ankunftsorte für Flüchtlinge.
Die „Pestalozzischule“, die Turnhalle in Oeventrop, das Schwesternwohnheim am Marienhospital, das Schwesternwohnheim im Rumbecker Holz und in wenigen Tagen die ehemalige Erlöserkirche und auch neu wieder Berliner Platz, Hammerweide, Schleifmühlenweg, In den Oeren.
Es sind Orte, die wegen ihrer räumlichen Enge vor einem Jahr noch unvorstellbar waren. Sie sind äußerlich unattraktiv, schwierig, improvisiert. Und doch sind es faszinierende, lebendige Orte – voll von Menschen mit großen Vorhaben.
An diesen Ankunftsorten der Flüchtlinge erleben wir, wie sich der Abschied von totaler Armut vollzieht. Hier erleben wir, wie die Sehnsucht zu lernen, die Sehnsucht von Menschen nach neuer Sprache und Bildung für sich und für ihre Kinder alles in den Schatten stellt. Hier erleben wir, wie sich eine neue Mittelschicht, neues Bürgertum herausbildet. Hier erleben wir, wie Träume, Bewegungen und Regierungen der nächsten Generationen entstehen.

Zum Gelingen brauchen wir Wege – Wege, die aus den Ankunftsorten mitten in unsere Stadt, in unser Leben führen. Übrigens auch Wege, um Eigentum zu bilden – und das fängt beim eigenen Essgeschirr an – Wege, um unternehmerisch tätig zu werden und politisch teilzunehmen.

Mutige und anpackende Bürgerinnen und Bürger bauen diese Wege, die an diesen neuen Ankunftsorten in unserer Stadt beginnen.

2015: Das neue mutige und anpackende Engagement

Denn und das ist das zweite Neue und Besondere des Jahres 2015:
Es ist ein neues bürgerschaftliches Engagement in Arnsberg entstanden. Es ist das gegenwärtig stärkste ehrenamtliche Engagement. Geschaffen von Hunderten von Arnsbergerinnen und Arnsbergern – von selbst, frei und freiwillig. Sie haben ihre Aufmerksamkeit, ihr Interesse, ihr Herz, ihren Verstand, ihr Können den neuen Menschen in den Ankunftsorten gewidmet.
Sie haben improvisiert und gezaubert und zunächst Wege zu Obdach, zu Kleidung, Schuhen und Ernährung geschaffen. Sie schaffen Wege zu Sprache und Bildung, zu Wohnungen, zu Familien, zu Vereinen, in Ausbildung und Beruf.
Sie haben mit den öffentlichen Diensten erste Brücken von den neuen Ankunftsorten der Migranten in die Mitte unserer Stadt geschaffen.
Sie haben mit Hunderttausenden in über 10.000 Kommunen das Land und das Bild unseres Landes verändert. Sie haben die Fluchtbewegung als ethische und moralische Herausforderung und als politisches Problem verstanden. Sie sehen das Potential und nicht die Defizite.

Es ist übrigens ein Engagement mit völlig neuen Strukturen, die über bekannte Beteiligungs-, Vereins- oder Initiativformate hinausreichen. Vielleicht auch deshalb, weil Verwaltung und Politik – schlecht oder überhaupt nicht vorbereitet – keine Strukturen schaffen konnten.
Es sind neue ehrenamtliche Strukturen die offen sind für alle,

  •  die offen sind für unterschiedlichsten Einsatz von Zeit, Ideen und Handeln – am Tag und in der Nacht,
  •  die offen sind für Improvisation.

Es ist ein Engagement ohne Vorstände, selbstbestimmt von jeder und jedem Einzelnen, ohne Satzung und Präambel.

Es ist ein Engagement,
    • das verbindet, sich nicht abschließt,
    • das nicht auf andere verweist oder delegiert,
    • das alle Generationen umfasst: Junge und Älteste – ein Mehr-Generationen-Projekt, für das ansonsten Förderprogramme aufgelegt werden,
    • das neue Bündnisse vor Ort schmiedet zwischen Mitgliedern unterschiedlicher politischer Parteien, Organisationen und religiöser Bekenntnisse,
    • das Möglichkeitsräume erschließt und nutzt.


 

 

 

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