Kaum ein Tag vergeht, in dem die engagierte Mettmannerin Nicola Hengst-Gohlke nicht in Facebook präsent ist. Sie sprüht von Ideen und Kreativität. Mit Leidenschaft setzt sich die Mutter eines Sohnes für eine kinder- und familienorientierte Stadtentwicklung ein. In der gerade gestarteten Facebook-Interview-Reihe fragt Franz-Reinhard Habbel Nicola Hengst-Gohlke:
Frage: Sie haben inzwischen viele Initiativen im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements auf den Weg gebracht. Wie wichtig sind für Sie soziale Netzwerke?
Soziale Netzwerke sind ja immer mehr wesentlicher Bestandteil des normalen privaten und beruflichen Alltags. Insofern machen sie als Informations- und Kommunikationskanäle auch vor bürgerschaftlichen Engagementformen nicht Halt. Wenn ich mir überlege, wie ich mich als Kind über unser erstes Tastentelefon gefreut habe…. Heute leben wir in einer komplett anderen Welt. Mein Sohn wächst selbstverständlich mit den neuen Medien und sozialen Netzwerken auf. Langfristig wird es daher völlig selbstverständlich, mit Menschen darüber in Kontakt zu treten und sie so anzusprechen. Insofern sind soziale Netzwerke für mich wichtig und gewinnen an Bedeutung.
Frage: Seit wann nutzen Sie Facebook? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Auch vor Facebook war ich leidenschaftliche Netzwerkerin. Für mein bürgerschaftliches Engagement nutze ich Facebook seit 2011. Eine offene Diskussion via Skype mit Annette Schwindt, Autorin von „Das Facebook-Buch“ auf einer Fortbildung im Unperfekthaus in Essen, hat mich auf den Geschmack gebracht. Letztlich ist Facebook ja wie ein großer, bunter Marktplatz, eben ein gigantisches Netzwerk. Und als solches ist es unglaublich vielseitig und komplex. Wichtig daher zu wissen, worauf man beim Umgang mit Facebook achten sollte, damit man eben das Bestmögliche rausholt. Grundsätzlich stehe ich über Facebook mit vielen interessanten Menschen in Kontakt, kann mich mit ihnen austauschen, Wissen und Ideen weitergeben und Themen platzieren. Facebook bringt eben ganz unterschiedliche Menschen, aber auch Gleichgesinnte schnell zusammen. Und es ist einfach sehr komfortabel, in Facebook die eigenen Ansichten, Bilder und Videos zu kommunizieren und zu teilen. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich gute Erfahrungen mit Facebook gemacht.
Frage: Welche Bedeutung haben für Sie Facebookgruppen?
Ich selbst bin in den unterschiedlichsten öffentlichen und geschlossenen Facebookgruppen als Mitglied und (Mit-)Administratorin aktiv. Wichtig ist für mich in jedem Fall eine gute und faire Moderation. Und ein Austausch auf Augenhöhe. Ich tummle mich beispielsweise nicht gerne in Gruppen, in denen nur gejammert und rumkritisiert wird. Mir persönlich geht es ja darum, Menschen dafür zu bewegen, sich im Sinne der Sache zu engagieren. Dennoch kann es durchaus hilfreich sein, solche „Mecker-Diskussionen“ zu verfolgen.
Auf diese Weise erfahre ich, wo der Schuh drückt und was gerade wirklich Thema ist
Selbst angelegt habe ich bis dato drei öffentliche Gruppen, die ich redaktionell betreue. Solche Gruppen bieten eine optimale Möglichkeit, mit aktuellen und guten Inhalten die eigene Community zu binden und weiter aufzubauen. Über die unterschiedlichen Funktionen von Facebook erhalte ich Hinweise, welche Inhalte für die Gruppenmitglieder interessant sind oder eben nicht. Letztlich ist es für mein Engagement natürlich wichtig, Reichweite zu erzielen, damit Themen überhaupt eine Relevanz bekommen. Zusätzlich erleichtern Facebookgruppen die Selbstorganisation und Steuerung. Vor allem, wenn man, wie ich, rein ehrenamtliche und bürgerschaftliche Netzwerke ohne Rechtsform und damit ohne personellen „Unterbau“ ins Leben ruft.
Mein langfristiges Ziel ist es, auch mit Hilfe von Facebookgruppen meine bürgerschaftlichen Initiativen und Netzwerke zu agilen Potentialentfaltungsgemeinschaften zu entwickeln
Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass durch Facebook und seine Gruppen bürgerschaftliches Engagement und eine konstruktive Mobilisierung für politische Themen gefördert werden. Und als überzeugte Demokratin und Befürworterin einer Bürgergesellschaft begrüße ich das sehr.
Frage: Wie wichtig ist für Sie der Dialog mit anderen? Bekommen Sie auch Feedback von der Stadt oder der Kommunalpolitik?
Als neugieriger, engagierter und offener Mensch stehe ich ständig mit anderen Menschen in privaten, beruflichen oder bürgerschaftlich motivierten Beziehungskontakten. Jedoch: Ohne den Aufbau von gelingenden Beziehungen ist ein Dialog mit anderen meines Erachtens nicht möglich. Ja, für mich ist der Dialog, online, aber auch offline sehr wichtig. Denn nur wenn es gelingt, seine eigenen Standpunkte und Ideen überzeugend zu vertreten und darzulegen, kann man das, was man voranbringen und ändern möchte, auch erreichen. Zudem übe ich mich im Dialog täglich darin, eine tolerante Haltung gegenüber Meinungen, Standpunkten und Eigenarten Anderer zu entwickeln, vor allem deswegen, damit ich mich sachlich auseinandersetzen kann. Und das gelingt mir mal besser und mal schlechter.
Ich habe seit ein paar Jahren alle sechs Wochen einen Jour Fixe mit Ansprechpartnern der Stadtverwaltung
Bei diesen Terminen findet ein vertrauensvoller Austausch und Feedback auf beiden Seiten statt. Mit der Kommunalpolitik stehe ich ebenfalls im Kontakt. So werde ich zu Fraktionssitzungen eingeladen, kann als Bürgerin im neu eingerichteten Bürgerausschuss meine Anliegen vorbringen oder auch im persönlichen Gespräch bestimmte Dinge ansprechen. Mit dem Bürgermeister stehe ich ebenfalls im Austausch. Dies vor allem deswegen, da ich ihn als Schirmherren für diverse Aktivitäten anspreche.
Meine feste Überzeugung: Nur im Dialog mit anderen Menschen kann man andere Perspektiven verstehen lernen
Meine Erfahrungen diesbezüglich: Im Verwaltungsalltag geht es oftmals um Zuständigkeiten; in der Parteipolitik um Wählerstimmen. Mir als Bürgerin geht es jedoch um die Sache. Und das hat eine ganz eigene Kraft. Kein Wunder also, dass mein Engagement schon mal als „lästig“ bezeichnet wird. Damit muss und kann ich leben. Letztlich machen für mich Strukturen, egal welcher Art, nur dann Sinn, wenn sie den Menschen dienen, und nicht umgekehrt. Hier gibt es aus meiner Sicht sowohl bei der Stadt als auch in der Kommunalpolitik Verbesserungspotential.
Frage: Sie sagen, die Bürgerinnen und Bürger sind Gesellschafter der Stadt in der sie leben. Was meinen Sie damit?
Zum einen bin ich Befürworterin der Bürgergesellschaft, in der durch die aktive Teilnahme der Mitglieder das öffentliche Leben gestaltet und weiterentwickelt wird. Und das geschieht zunächst einmal vor Ort in den Kommunen selbst. Zum anderen investieren Gesellschafter aus ihrem Vermögen in eine Unternehmung. Und als Steuerzahler/innen investieren wir Bürger/innen in unsere Stadt. Insofern sind wir aus meiner Sicht automatisch Gesellschafter der Stadt, in der wir leben. Ich würde mir wünschen, dass das Thema der Bürgerbeteiligung mehr aus der Perspektive der Gesellschafterrolle her gedacht wird. Denn letztlich machen Bürger/innen ja die Stadt aus und sollten damit automatisch beteiligt sein bzw. werden. Für mich ist eine Stadt dann lebenswert, wenn sie von Menschen für Menschen mit Menschen gemeinschaftlich gestaltet wird. Wir alle sind die Stadt.
Frage: Wie lautet Ihr Lieblingsspruch?
Einen einzigen Lieblingsspruch habe ich nicht. Mein Lieblingsspruch für den Jahresbeginn ist ein spanisches Sprichwort: „Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn ein Moskito im Zimmer ist.“
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