Die Digitalisierung und die damit verbundene Vernetzung stärkt die Selbstorganisation. Das betrifft auch Politik und Verwaltung. Bürgerinnen und Bürger nehmen die Dinge selbst in die Hand, wenn Staat und Kommune es aus welchen Gründen auch immer nicht tun. Das zeigt sich zum Beispiel beim Thema Zugang zum Internet. So nimmt die Initiative Freifunk an Fahrt auf. Freifunk steht für freie Kommunikation in digitalen Datennetzen.
Die deutschlandweit tätige nicht-kommerzielle Initiative will Gemeinschaftsnetze bauen um so u.a. den Zugang zum Internet zu verbessern. Menschen bauen diese Gemeinschaftsnetze in eigener Regie auf und warten sie selbst. Jeder stellt seinen WLAN Router für den Datentransfer der anderen zur Verfügung. So entsteht eine freie Infrastruktur.
Es entsteht eine freie Infrastruktur
Im Gegenzug kann er oder sie ebenfalls Daten, wie zum Beispiel Text, Musik und Filme über das interne Freifunknetz übertragen. Viele stellen zudem ihren Internetzugang zur Verfügung und damit anderen den Zugang zum weltweiten Netz. Frei-Funknetze sind Selbstmach-Netze. Inzwischen gibt es lokale Communities in 142 Orten mit mehr als 6500 Zugängen.
In Kommunen können so freie WLAN Netze aufgebaut werden. Bürgerinnen und Bürger können einen so genannten Knoten – dies ist ein Router – aufstellen auf dem dann die Freifunk-Software läuft. So wurden zum Beispiel auch mit Unterstützung des örtlichen Bürgermeisters Hans-Josef Vogel in einer Arnsberger Einkaufsstraße in verschiedenen Schaufenstern solche Router mit dem Ergebnis aufgestellt, dass in dieser Straße freies WLAN genutzt werden kann. Alle profitieren davon, der Einzelhandel, Cafés und die Besucherinnen und Besucher der Straße.
Auch in der Stadt Witten an der Ruhr gibt es eine Freifunk-Initiative, die sich auch bei der Erstellung einer Flüchtlings-App für die Stadt Witten engagiert. Zum Jahreswechsel 2014/15 gibt es mehr als 60 Knoten in der Stadt.
Durch die Initiative Freifunk schaffen Bürgerinnen und Bürger ihr freies WLAN in ihren Städten selber. Die freifunk-community ist Teil einer globalen Bewegung für freie Infrastrukturen und offene Funkfrequenzen.
Das Beispiel Freifunk zeigt, was es bedeutet, wenn immer mehr Menschen digitale Tools zur Verfügung haben um sich selbst zu organisieren, zu kommunizieren und miteinander zu kooperieren. Gestaltungsräume vergrößern sich, projektbezogene Aktivitäten nehmen rasant zu. Soziale Netzwerke bringen Menschen schnell zusammen, Engagement und Mobilisierung werden gefördert. Aus dieser Form der Selbstorganisation geht eine neue Art von Selbstverwaltung auf der Ebene der Bürgerinnen und Bürger hervor. Diese Bürgerselbstverwaltung ist kein Gegensatz, sondern Teil der kommunalen Selbstverwaltung. Kommune und Bürger bilden eine Einheit. Deswegen sollten Kommunen solchen Initiativen offen und kooperativ gegenüberstehen, wie es bereits viele Städte und Gemeinden in Deutschland tun. Die Beispiele in Witten und Arnsberg, wo sich die Bürgermeisterin bzw. der Bürgermeister für freies WLAN einsetzen, sollte auch in anderen Orten Schule machen. Mut und Zuversicht, zwei Tugenden die wir noch stärker nutzen sollten, zeigen sich hier in besondere Weise.
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