Blockchain im Asylverfahren, Bürger-Apps und Baugenehmigungen online: So digital ist die nächste Generation der öffentlichen Verwaltung
Die Gewinner des 18. eGovernment-Wettbewerbs von BearingPoint und Cisco zeigen, wie digitale Innovationen die öffentliche Verwaltung revolutionieren. Ein Online-Voting entscheidet noch bis zum 2. August über einen zusätzlichen Publikumspreis. Schirmherr Bundesminister Helge Braun: „Digitalisierung der Verwaltung schreitet in großen Schritten voran.“
Von Stadtverwaltungen bis hin zu Bundesämtern – die Zukunft der öffentlichen Verwaltung ist digital. Das stellen die sieben Gewinner des diesjährigen eGovernment-Wettbewerbs der Management- und Technologieberatung BearingPoint eindrucksvoll unter Beweis. Die Siegerprojekte in den verschiedenen Kategorien setzen bereits heute auf technologische Innovationen wie Blockchain oder Smart Data. BearingPoint prämierte die Gewinner gemeinsam mit dem Technologieanbieter Cisco im Rahmen des 7. Zukunftskongresses „Staat und Verwaltung“ in Berlin.
Prof. Dr. Helge Braun, Bundesminister und Schirmherr des Wettbewerbs: „Die Projekte der Finalisten zeigen eindrucksvoll, wie die Digitalisierung der Verwaltung mit großen Schritten voranschreitet. Verwaltungsdienstleistungen werden künftig genauso einfach und bequem in Anspruch genommen werden können, wie man es vom Onlineshopping gewohnt ist. Bürger, Unternehmen und auch die Verwaltungen selbst werden so von effizienteren, digitalen Verfahren enorm profitieren.“
Gewinnerprojekte stellen Nutzer in den Mittelpunkt
Das Projekt „Blockchain zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Asylprozess“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge überzeugte die Jury mit einem Blockchain-System, das die behördenübergreifende Kommunikation im Asylprozess unterstützt und somit Verfahrensdauern deutlich reduzieren kann. Den Preis für das beste Modernisierungsprojekt sicherte sich die Bundesagentur für Arbeit mit „CashBa“, einem neutralen und diskriminierungsfreien Auszahlschein mit Barcode für Leistungsempfänger. Die Stadt Karlsruhe setzte sich mit einer App durch, in der sich Bürgerinnen und Bürger der Stadt informieren und vernetzen können.
Das Siegerprojekt in der Kategorie „Bestes Kooperationsprojekt“ stammt von der Senatskanzlei Hamburg. „Kinderleicht zum Kindergeld“ ermöglicht es Eltern, durch eine intelligente Zusammenarbeit zwischen Behörden bereits im Krankenhaus einfach und schnell die Geburt eines Kindes anzumelden und Kindergeld zu beantragen. Die Hamburger Senatskanzlei erhielt für ihre Einreichung zusätzlich den Preis des Chefs des Bundeskanzleramts. Dieser Sonderpreis wurde erstmals über alle Wettbewerbskategorien hinweg vergeben und zeichnet das Projekt aufgrund seiner sehr hohen gesellschaftlichen Relevanz aus. Die Auszeichnung für das beste Infrastrukturprojekt gewann die Landeshauptstadt München mit einem Konzept für intelligente Lichtmasten, die Daten zu Klima, Luftverschmutzung und Verkehr sammeln können. Außerdem stellen die Masten WLAN bereit.
„Wir wollen mit dem eGovernment-Wettbewerb auf innovative Digitalprojekte in der Verwaltung aufmerksam machen“, sagt Jon Abele, Partner und Leiter Public Services bei BearingPoint. „Wir hoffen, damit auch andere Akteure motivieren zu können, das Potenzial digitaler Lösungen in der Verwaltung zu nutzen“, so Abele. Jonas Rahe, Sales Executive bei Cisco Deutschland, ergänzt: „Wir waren begeistert von den Ideen der Finalisten. Wir sehen Verwaltungen, die digital und bürgernah denken und daraus vorbildliche Bürgerservices machen. Deren Vorbildcharakter wollen wir mit dem Wettbewerb unterstreichen.“
Doppelte Auszeichnung für beste Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes
Eine eigene Kategorie des eGovernment-Wettbewerbs bildet das Onlinezugangsgesetz. Das 2017 verabschiedete Gesetz verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, ihre Online-Verwaltungsdienste zu einem sogenannten Portalverbund zusammenzuschließen. Bis 2022 sollen Bürger auf diese Weise sämtliche Verwaltungsleistungen online nutzen können. In diesem Jahr teilen sich gleich zwei Gewinner die Auszeichnung: Die Generalzolldirektion überzeugte mit einem Bürger- und Geschäftskundenportal, das den Zugang zu den Dienstleistungen des Zolls erheblich vereinfacht. Zweiter Gewinner ist ein Projekt des Landkreises Nordwestmecklenburg, mit dem die Beantragung und Bearbeitung von Baugenehmigungen digitalisiert werden soll.
Zusätzlich zu den von der Jury verliehenen Preisen wird auf dem 24. Ministerialkongress im September ein Publikumspreis vergeben. Noch bis zum 2. August können alle Interessierten für ihren persönlichen Favoriten stimmen: zum Online-Voting.
Die Preisträger 2019
Bestes Projekt zur Umsetzung des OZG (zwei Gewinner)
„Bürger- und Geschäftskundenportal“ / Generalzolldirektion:
„Digitale Geschäftsprozesse steigern die Effizienz der Verwaltung. Durch die Digitalisierung des Zolls werden Grenzformalitäten medienbruchfrei bearbeitet und die administrativen Aufwände für alle Beteiligten gesenkt. Kunden und Mitarbeitende erhalten auf dem E-Portal der deutschen Zollverwaltung – rund um die Uhr und von überall – Zugriff auf Online-Dienste des Zolls. Dafür müssen sie sich nur einmal mit einem anerkannten Zertifikat auf dem Portal anmelden. Das Bürger- und Geschäftskundenportal unterstützt so die Entwicklung hin zu einer offenen und modernen Verwaltung und leistet einen zentralen Beitrag zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes.“
– Jurymitglied Irem Kaynarca, Leiterin Monitoring, Geschäftsstelle E-Government Schweiz
„Online Baugenehmigungsverfahren“ / Landkreis Nordwestmecklenburg
„Die Umsetzung zeigt, wie man auch für komplexe Prozesse mit vielen sehr unterschiedlich arbeitenden Beteiligten nach vorausgehender Prozessoptimierung zu künftigen digitalen Lösungen gelangen kann. Vorbildlich ist nicht nur die umfassende Einbeziehung aller Stakeholder in die Lösungsentwicklung, sondern auch, dass zunächst eine klare Strategie entwickelt wurde, die mit dafür verantwortlich sein dürfte, dass die eine elektronische Bauakte umfassende Lösung weiter ausbaufähig ist und standardisierte Schnittstellen berücksichtigt.“ – Jurymitglied Prof. Dr. Dagmar Lück-Schneider, Fachgebiet Verwaltungsinformatik, HWR Berlin
Bestes Digitalisierungsprojekt in Bund und Ländern
„Blockchain zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Asylprozess“ / Bundesamt für Migration und Flüchtlinge:
„Das Projekt liefert einen weiteren Beitrag für die Etablierung von Blockchain-Technologien in der Öffentlichen Verwaltung und durch die wissenschaftliche Begleitung einen wichtigen Diskurs von fachlichen, technischen und Datenschutz-Konzepten. Bei erfolgreicher Implementierung des in vielen Bereichen noch konzeptionellen Darstellung einer dezentral verteilten Datenbank für den Asylprozess würde zukünftig der Akzeptanz von Blockchain-Technologie stark helfen.“ – Univ. Lekt. Christian Rupp, CIO des Europäischen Joint Innovation Lab für E-Government
Bestes Digitalisierungsprojekt in Städten und Regionen
„digital@KA – Urban Relationship Management in Karlsruhe“ / Stadt Karlsruhe:
„Informieren und Verbindungen knüpfen ist das Ziel der Mulitfunktions-App für Bürger in Karlsruhe. Sie macht die Stadt erlebbar, erschließt den öffentlichen Raum und verbessert die Möglichkeiten der Teilhabe. Ein bemerkenswertes Beispiel der E-Daseinsvorsorge. Kurzum: Sie setzt Maßstäbe für Städte und Gemeinden in Deutschland und in Europa“. – Franz-Reinhard Habbel, Publizist und Autor
Bestes Modernisierungsprojekt
„CashBA“ / Bundesagentur für Arbeit:
„CashBa ist eine sehr innovative Lösung, die im Rahmen der Existenzsicherung sowohl für Leistungsempfänger als auch für die öffentliche Verwaltung eine hohe Entlastung bei der Bargeldauszahlung darstellt.“ – Prof. Dr. Maria Wimmer, Forschungsbereich Verwaltungsinformatik, Universität Koblenz-Landau
Bestes Kooperationsprojekt
„Kinderleicht zum Kindergeld“ / Senatskanzlei Hamburg: https:/
„Gelungene Kooperationen zwischen verschiedenen Institutionen sind der Schlüssel zu diesem Projekt der Hamburger Senatskanzlei. Denn Verwaltungsdienstleistungen rund um die Geburt können für viele Eltern in Deutschland noch heute zur Geduldsprobe werden. Mit „Kinderleicht zum Kindergeld“ können Eltern in nur einem Schritt die Geburt anzeigen, ihrem Kind rechtskräftig einen Namen geben, es beim Standesamt beurkunden lassen, Geburtsurkunden bestellen und das Kindergeld beantragen. Das Projekt steht daher beispielhaft dafür, wie digitale Verwaltung das Leben von Bürgerinnen und Bürgern vereinfacht.“ – Prof. Dr. Peter Parycek, Mitglied im Digitalrat der Deutschen Bundesregierung, Leitung Kompetenzzentrum ÖFIT
Bestes Infrastrukturprojekt
„Smart City München – Infrastruktur und Angebote für smarte Quartiere und deren Bewohner“ / Landeshauptstadt München:
„Hier wird Infrastrukturentwicklung vorteilhaft mit Stadtteilentwicklung und Ökologie zusammengebracht und damit ein Mehrwert für alle generiert: die Verwaltung, die Politik, die Medien, die Bevölkerung und nicht zuletzt für die Wirtschaft. Was München vormacht, lässt sich auch in vielen anderen Städten anwenden, um die Stadtentwicklung zu optimieren und der Bevölkerung eine erhöhte Lebensqualität zu verschaffen.“ – Manfred Klein, Redaktionsleiter eGovernment Computing