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Kita-Streik: Kommunen brauchen Kommunikationskonzepte

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Seit gut drei Wochen werden kommunale Kindertagesstätten und Kindergärten in Deutschland bestreikt. Für viele Eltern ist das eine missliche Lage, denn sie müssen ihre Kinder selbst betreuen oder für anderweitige Betreuung sorgen. Für viele Eltern kommen die Streiks überraschend. Sie wenden sich an die Kommunen und erwarten dort Hilfe. In Zeitungen werden Eltern zitiert, die sich über die missglückte Informations- und Kommunikationspolitik ihrer Stadt beschweren, so zum Beispiel in der Taunus-Zeitung vom 29. Mai. Wie gehen die Städte und Gemeinden im Zeitalter von Facebook und Co. mit ihren Informationspflichten um. Gibt es entsprechende Kommunikationskonzepte und wie sehen diese aus?
Mit Studierenden der Universität Osnabrück wurde an diesem Wochenende in einem Seminar diesen Fragen nachgegangen. Sie suchten nach aktuellen Beispielen in Kommunen und erarbeiteten ein Kommunikationskonzept. Neben der Einrichtung einer ad hoc Arbeitsgruppe in der Verwaltung unter Einbeziehung der Mitglieder von Kita-Ausschüssen geht es u.a. um die Regelung organisatorischer Fragen, zum Beispiel wie und wo welche Notdienste eingerichtet werden, um die Medienarbeit bis hin zur Beantwortung der Fragen von Eltern ob sie Rückforderungsansprüche gezahlten Beiträge geltend machen können. Vorgeschlagen wurden Info-Abende mit Eltern, der Aufbau einer Hotline als erste Anlaufstelle und nicht zuletzt Informationen in mehrsprachiger Form in sozialen Netzwerken wie Facebook. Gerade hier bietet es sich an, über die aktuelle Lage in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde zu informieren. Welche Kindergärten werden wann und wie bestreikt? Insbesondere diese Frage interessiert die Eltern.
Städte, die sich dem Thema Kita-Streik besonders widmen, stellen Informationen auf der Frontseite ihrer Homepage zur Verfügung. Andere Kommunen wiederum bieten im Internet Formulare an, um Rückforderungen bei nicht erfolgter Verpflegung unbürokratisch geltend machen zu können. Von den Studenten vorgeschlagen wurden auch Appelle an Unternehmen, tolerant und flexibel auf mögliche Arbeitszeitprobleme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen. Auch der Hinweis, Nachbarn und Freunde mit in die Betreuung der Kinder einzubinden, war ein weiterer Vorschlag.
Sowohl die Stadt Riedstadt in Hessen als auch die Stadt Essen gehen das Thema Kita Streik beispielhaft auch für andere Kommunen an.
Die Stadt Riedstadt ist seit vier Wochen vom landesweiten Streik der Kita betroffen. Auf der Homepage gibt es einen zentralen Button mit Infos zum Kita Streik. Die dort aufgeführten Informationen befassen sich überwiegend mit dem Thema Notbetreuung. Entsprechende Räumlichkeiten für den Notdienst werden dort angegeben. Für die möglichen vierten oder fünften Streikwochen stehen entsprechende Formulare im Internet bereit. Ausgefüllte Anmeldeformulare können entweder per E-Mail versandt oder im Briefkasten am Rathaus abgegeben werden. Eine frühzeitige Anmeldung erleichtert so der Stadt die Planung. Auf der Page werden auch die bestreikten Kindertagesstätten im Einzelnen angegeben. Die Informationen sind chronologisch nach Streikwochen aufgeführt und erleichtern so die Orientierung. Von 127 Fachkräften haben der Stadt 20 Fachkräfte mitgeteilt, dass sie nicht mit streiken werden. Bei dieser Ausgangslage sind Notdienste nur im geringen Umfang möglich. Eine Urlaubssperre für die Zeit des Streik es ist deshalb angeordnet.
Noch einen Schritt weiter geht die Stadt Essen. Angegeben ist hier eine Hotline-Nummer des Jugendamtes wo Fragen der Eltern rund um den Streik beantwortet werden. Auf der entsprechenden Internetseite gibt es Antworten zu häufig gestellten Fragen, die immer wieder aktualisiert werden. Zusätzlich ist es möglich, einen Antrag auf Erstattung der Verpflegungskosten down zu laden, sich die Übersicht der Betroffenen städtischen Kitas, die bestreikt werden anzusehen. Zusätzlich gibt es einen Überblick über die betroffenen Essener Grundschulen sowie Streikinformationen zu den Standorten der Jugendhilfe. Bei der Aktualisierung der Informationen wird nicht nur die Tagesaktualität sondern auch die Stundenaktualität angegeben. Umfangreiche Informationen zur Kinderbetreuung in Essen runden das Angebot ab.
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Soziale Netzwerke wie Facebook stoßen gerade bei Elterninitiativen auf verstärktes Interesse. In vielen insbesondere geschlossen Gruppen wird hier diskutiert und die eine oder andere Aktivität vorbereitet. Das fängt an bei Elternprotesten in Leipzig geht über den Aufruf zu einem Anti Kitastreik Flashmob in Zwickau bis zum Infoabend in Hauneck. „Wir müssen jetzt was tun, damit unsere Kinder so schnell wie möglich wieder in die Kita können und wir keinen Urlaub mehr nehmen müssen „, heißt es in Hannover in einem Aufruf einer Facebook-Gruppe bei Facebook.
Die Recherche der Studierenden im „Habbel/Holste“ Seminar brachte auch das Ergebnis, dass neben guten Beispielen Kommunen „noch Luft nach oben haben“, die Informationspolitik zu verstärken.

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