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Patchwork Business verändert die Städte

Das mobile Internet wird neben den sozialen Beziehungen der Menschen auch die Arbeitswelt gravierend verändern. Arbeitsorte und Arbeitszeiten „verflüssigen“ sich, neue Wertschöpfungsketten entstehen. Die neuen Arbeitswelten sind auch die Folge veränderter Kommunikation, der Globalisierung, des demographischen Wandels und des Übergangs zu einer wissensbasierten Ökonomie. Smartphones und Tablets werden zu wichtigen Arbeitsinstrumenten. Es entsteht ein neues „Patchwork Business“. Cloud-Working ist der nächste Schritt nach Cloud-Computing. Menschen bewerben sich für Projekte in der Cloud und arbeiten ihre Aufgaben dort ab. Das erfordert einen hohen Grad an Selbstorganisation und Selbstdisziplin. Working-Center, angesiedelt in Stadtteilen, dienen zeitweilig als Arbeitsorte. Bisherige Anreise- und Abreisezeiten von der Wohnung zum Arbeitsort und umgekehrt werden dadurch reduziert, Ressourcen eingespart und die Umwelt weniger belastet. Durch die Änderung von Geschäftsmodellen ändern sich oftmals auch die Arbeitsformen und Arbeitsorte. Gerade die Städte werden von dieser Entwicklung massiv betroffen sein. Sie sind sowohl Bereitsteller von Infrastrukturen als auch Lebensraum der Bürgerinnen und Bürger. Die Stadtentwicklung wird zur zentralen Aufgabe von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Sie muss ganzheitlich angegangen werden, alles hat mit allem zu tun!
Die neue Arbeitswelt wird insbesondere durch offene Kommunikation geprägt sein. Das bedeutet, dass Kommunen im städtischen Raum ein kommunikatives Ambiente schaffen und sicherstellen müssen, wie zum Beispiel ein freies WLAN in der Stadt. Die estnische Hauptstadt Tallinn macht hiermit gute Erfahrungen. Praktisch in der gesamten Stadt kann man per WLAN das Internet nutzen. Menschen treffen sich in Cafés, Bibliotheken oder anderen Einrichtungen, um zum Beispiel gemeinsam an neuen Geschäftsideen zu arbeiten. Tallinn ist ein Eldorado gerade für Entrepreneure und Start-Ups.
Es besteht kein Zweifel, die Onlinewelt wird auch die Offlinewelt verändern. Das gilt besonders für den Einzelhandel. Aus Läden werden Show-Rooms. Dort informieren sich die Konsumenten, können Dinge anfassen und ausprobieren. Der Bestellvorgang wird komplett online abgewickelt. Die Ware kommt direkt vom Hersteller oder Zwischenhändler nach Hause, ohne erst im üblichen Geschäft in der Innenstadt zwischengelagert zu werden. Das spart nicht nur Transport- und Logistikkosten, sondern senkt auch den Energieverbrauch und die Emissionen in den Städten.
Auch neue Produktionsformen in sog. Mikro-Fabriken verändern Städte und ländliche Räume. Sog. 3-D-Drucker beginnen ihren Siegeszug und haben Auswirkungen auf Manufaktur und Ökonomie. Gegenstände werden irgendwo auf der Welt digital am Rechner entworfen, die Produktion erfolgt an einem anderen Ort. Noch sind es erst überwiegend einfache Gebrauchsgegenstände, die so hergestellt werden. Diese Art von Mirco-Ökonomie wird sich jedoch weiterentwickeln und im Baukastensystem werden auch hochkomplexe Produkte produziert werden. Schon heute verschicken in Berlin bereits Zahnärzte keine Zahnabdrücke mehr per Post, sondern erstellen selbst eine virtuelle 3-D-Kopie, um diese dann elektronisch an ein Zahnlabor zu senden, welches das Zahnteil aus Keramik erstellt. In den Innenstädten werden künftig solche Makerhoods entstehen, die Produkte nahe am Kunden aufgrund digitaler Vorgaben produzieren, zusammenbauen und ausliefern. Diese neue Form von Mikroökonomie wird aber auch zur Vitalisierung der ländlichen Räume beitragen. Kleinere Produktionsstätten können hier entstehen, die Aufträge aus den Designstudios ausführen. Auch der umgekehrte Weg ist möglich, dass Designstudios sich im Umland größerer Städte oder gar in der Peripherie ansiedeln. Die Überwindung von Entfernungen wird zunehmend unwichtiger, der Faktor Zeit aber immer wichtiger. Zeit bedeutet Konnektivität und damit Erreichbarkeit. Durch Breitband muss eine Echtzeitkommunikation sichergestellt werden, das bedeutet, dass ländliche Räume und Metropolen quasi zu einer Zeitzone zusammenwachsen. Dienstleistungen stehen dann zeitgleich zur Verfügung. Es gibt keine Trennung mehr zwischen ländlichen Räumen und Städten. Je virtueller Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden, desto bedeutungsloser wird der Raumbezug. Die künftige blitzschnelle Auswertung gigantischer Datenbestände (Big-Data) wird zu einem Standortfaktor. Zum Beispiel Ärzte, die einen Patienten untersuchen, werden die individuellen Messwerte mit einem Bestand von Tausenden von anderen Patienten live vergleichen können. Sie sind nicht mehr auf ihre begrenzte persönliche Einschätzung angewiesen, sondern können auf valides Datenmaterial zurückgreifen.

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