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„Wir sind stärker als die Krise“ – WIRVSVIRUS – DER HACKATHON DER BUNDESREGIERUNG

An diesem Wochenende fand in Deutschland der weltgrößte Hackathon statt. Erst letzten Montag entstand die Idee in einer kleinen Gruppe junger Leute, die zu mehr als 42.000 Anmeldungen führte. Schnell entstand ein Organisationsteam von rund 100 Personen. Das ist weltweit die bisher größte Versammlung von Menschen, die virtuell gleichzeitig Projektarbeit machten. 27.200 Akteure arbeiteten in 1.200 Teams seit Freitagnachmittag an 5.500 Projekten und an Lösungen gesellschaftlicher Herausforderungen in Zeiten der Coronakrise. Aus der Bundesverwaltung sind allein 200 Projekte bearbeitet worden.

 

Die Projekte werden in Form von Videos im Youtube-Kanal öffentlich gemacht.

3.000 Mentoren werden nach einem Kriterienkatalog die Einreichungen bewerten können, zusätzlich soll es ein Publikumsvoting geben. Dazu die Mitorganisatorin Christina Lang. „Wir wollen auch die Bevölkerung beteiligen, was sie für notwendig erachten“. Kriterien für die Bewertung sind u.a. die gesellschaftliche Relevanz der Maßnahmen, sowie das Potenzial, in der Coronakrise zu helfen. Eine Jury, die sich u.a. aus den Moderatoren zusammensetzt, will bis Ende nächster Woche relevante und umzusetzende Projekte auswählen. Ziel ist es, schnell Lösungen für die Bewältigung der Krise zur Verfügung zu stellen. Alle Projekte sind auf der Webseite http://devpost.com gelistet. Auf einer Pressekonferenz gaben die Organisatoren ihr Erstaunen über die unglaubliche Beteiligung und Aktivität zum Ausdruck. Dorothee Bär zeigte sich überwältigt, was die Teilnehmerzahlen und das Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer betrifft. „Es gab viele interdisziplinäre Teams aus unterschiedlichen Altersklassen. Hier zeigt sich, dass das Internet auch ein „besser Ort“ sein kann, der Zusammenarbeit fördert“ sagte die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung. Leon Reiner, einer der weiteren Organisatoren wies auf die inzwischen weltweite Aufmerksamkeit dieses Treffens hin. „Mein Mobilfunktelefon steht nicht mehr still. Andere Länder wollen das auch machen. Sie sehen, wie wir in Deutschland zusammenarbeiten und nach Lösungen suchen“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen zu Hause und organisieren sich über das Netz, mit einer absoluten Disziplin. „Jetzt geht darum, dass die Lösungen auf die Straße kommen“, heißt es unisono. Morgen werden die Gespräche mit der Bundesregierung weitergeführt. Alle Ergebnisse sollen transparent gemacht werden, um gemeinsam daran weiterarbeiten zu können.

Neben Akteuren gab es Mentoren und Experten, die jeweils bei relevanten Fragen per Telefon- oder Videokonferenz zugeschaltet wurden.

Ein zentrales Dokument strukturiert die Arbeit der Teams. Zum Nachlesen und als Beispiel steht das Dokument zum Gemeinde Cockpit Verfügung (Link).
Project Specs __ Dashboard für kommunale Entscheidungsträger (WirVsVirus)-3
Es zeigt, wie diszipliniert und strukturiert hier gearbeitet wurde. Dort ging es um Arbeitslisten, erste Einschätzungen, den Bau von Protypen. Das Team, in dem ich mitgearbeitet habe, befasste sich mit der Erstellung eines Dashboards für kommunale Entscheidungsträger. Das Gemeinde Cockpit führt Daten, insbesondere aus dem Bereich kritischer Infrastrukturen zusammen und liefert den Entscheidungsträgern aktuell relevante Informationen zum Beispiel über den Personaleinsatz bei der Feuerwehr. Als Mentor beantwortete ich Fragen, die mir per Slack zugeleitet wurden oder ich nahm an Videokonferenzen teil. Ein Stadtverordneter schrieb in das zentrale Projektdokument: „Die wesentlichen Entscheidungen und Abstimmungen laufen m.E. derzeit in den Krisenstäben. Neben den Fallzahlen und der Kapazität im Gesundheitssystem werden dort aber vermutlich zukünftig noch weitere Informationen wichtig, wie ist die Versorgungslage in den Stadtteilen, wo werden die Auflagen nicht ausreichend befolgt? Ist die Strom-, Wasser-, Gas-, Müll und Kommunikations-Infrastruktur sichergestellt? Sind diese Bereiche von Ausfällen Infektionen betroffen?“

Bereits am Freitag hatten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltungen und Hilfsorganisation, aber auch Gemeinde- und Stadträte gemeldet, welche Notwendigkeiten sie sehen, um die Informationsflüsse bei der Bewältigung der Coronakrise zu verbessern. Alle Ideen wurden dokumentiert, zwischendurch gab es Videokonferenzen mit Bürgermeistern, Leiter von kommunalen Krisenstäben oder wie heute Morgen mit dem Geschäftsführer des VKU Baden-Württemberg Tobias Bringmann, sowie dem Stadtkämmerer und Krisenbeauftragter Frank Stein aus Bergisch-Gladbach. Es ist beindruckend, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, die virtuell zusammenarbeitet. Ein beeindruckendes Potenzial der Gesellschaft, was sich hier für eine gemeinsame Aufgabe zusammen tut. Der Hackathon stand unter der Schirmherrschaft von Kanzleramtsminister Helge Braun.
(von Franz-Reinhard Habbel)
 

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