Im Z-M-I, dem Zehn-Minuten-Internet Newsletter berichten Franz-Reinhard Habbel und Gerd Landsberg jeden Sonntag über interessante Links (heute u.a. Digitalisierung statt Stillstand) aus dem Internet für Bürgermeister:innen und Kommunalpolitiker:innen.
Digitalisierung statt Stillstand: Neue Bundesregierung muss liefern
Endlich scheint Schwung in die Digitalisierung der Verwaltung zu kommen. Der Ruf nach konkreten Maßnahmen wird immer lauter. Die neue Bundesregierung hat die Chance, endlich die Weichen in die richtige Richtung zu stellen, ein Digitalministerium einzurichten und konkrete Ziele zu setzen, wie Verwaltungsprozesse durch Digitalisierung beschleunigt und effizienter gestaltet werden können. Dazu sind grundlegende Veränderungen wie eine antragslose Verwaltung notwendig. Viel Zeit bleibt nicht, denn der wirtschaftliche Wiederaufstieg Deutschlands hängt in starkem Maße von einer effizienten und schnellen Verwaltung ab. Entbürokratisierung allein reicht nicht mehr aus, eine grundlegende Transformation ist notwendig.
Fedor Ruhose, Chef der Staatskanzlei in Mainz, Frederik Blachetta, Partner bei der Unternehmensberatung PwC und zuvor Chief Data Officer (CDO) im Bundeskanzleramt, Valentina Kerst, Staatssekretärin a.D. für Wirtschaft und Digitale Gesellschaft, und Henning Meyer, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Grundwertekommission, schreiben in ihrer Modernisierungsagenda für einen zukunftsfähigen Staat, dass der deutsche Staat derzeit seinen Aufgaben oft nicht gewachsen ist und so zum Vertrauensverlust in die Politik beiträgt. Auch sie sprechen sich, wie zuvor schon Bundes-CIO Markus Richter, für einen Rechtsanspruch auf das Once-Only-Prinzip aus. „Langfristig sollten, wo immer möglich, antragslose Verfahren geregelt werden.“
Die neue Bundesregierung sollte die antragslose Verwaltung zügig auf den Weg bringen
Weiter heißt es in dem Papier „Für eine nachhaltige Verwaltungsdigitalisierung muss die nächste Bundesregierung einen „Digitalpakt Verwaltung“ initiieren, der die notwendigen Investitionen absichert und die Bedürfnisse aller staatlichen Ebenen berücksichtigt. Dabei geht es darum, Infrastrukturelemente dauerhaft zu finanzieren (z.B. DeutschlandID, zentrale Plattformen, Cloud-Angebote).“ Prozesse der Auftragsverwaltung, die zentral abgewickelt werden können, sollten vollständig digital und Ende-zu-Ende angeboten werden.
Noch weiter geht das Papier „100 Vorschläge für den Neustaat“ von Ralph Brinkhaus, MdB und ehemaliger Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er fordert unter anderem die Einführung eines Rechtsanspruchs auf digitale Verwaltungsakte, um die Verbindlichkeit und Geschwindigkeit der Digitalisierung zu erhöhen, die verpflichtende Einführung der E-Akte und ein einheitliches IT-Standardmanagement. Er plädiert für eine unabhängige Digitalagentur des Bundes, ähnlich internationalen Vorbildern wie dem Government Digital Service“ (GDS) in Großbritannien, zur Umsetzung digitaler Projekte. Brinkhaus fordert die Einrichtung von Shared Service Centern für Verwaltungsaufgaben wie Personalmanagement, Vergabe, IT-Betrieb, Beschaffung oder Compliance in Ministerien und Behörden. Im Mittelpunkt steht dabei die Bündelung von Verwaltungsaufgaben zur Steigerung von Effizienz und Qualität. Shared Services werden als Modell vorgeschlagen, um redundante Tätigkeiten in verschiedenen Ministerien oder Behörden zu vermeiden und Aufgaben an zentralen Stellen zu bündeln. Dadurch sollen nicht nur Kosten eingespart, sondern auch Verwaltungsprozesse standardisiert und professionalisiert werden.
Brinkhaus schlägt auch vor, die Gesetzgebungsexperten in einem spezialisierten Shared Service Center zu zentralisieren, anstatt davon auszugehen, dass es in jedem Referat eines Ministeriums Gesetzgebungsexperten gibt. Ziel eines solchen Shared Service Centers für Legisten wäre es, durch hohe Fallzahlen und Spezialisierung die Qualität und Effizienz der Gesetzgebungsarbeit zu steigern. Diese zentralisierten Experten würden dann in Zusammenarbeit mit Fachreferaten und externen Experten für eine rechtssichere und verfassungskonforme Gesetzesformulierung sorgen.
Der FDP-Digitalexperte Maximilian Funke-Kaiser hält die Schaffung eines Digitalministeriums für notwendig. Es soll Vorschriften reduzieren, Verwaltungsprozesse straffen und sie digitalisieren. Die Digitalisierung der Verwaltung werde die Zahl der anderen Ministerien reduzieren. „Durch den natürlichen Stellenabbau und die konsequente Automatisierung standardisierbarer Verwaltungsverfahren können Ressourcen effizienter eingesetzt werden“, sagte Funke-Kaiser dem „Handelsblatt“. Die FDP spricht sich für eine massive Deregulierung aus, um den Staat wieder effizienter zu machen. (Franz-Reinhard Habbel)
CDU will ein eigenes Digitalministerium schaffen
Branchenvertreter fordern es schon seit Langem – nach der Bundestagswahl könnte es erstmals ein eigenes Digitalministerium geben.
Widerstand aus den Amtsstuben: Wie eine Graswurzelbewegung die Verwaltung reformieren will
Beamten geht im Digitalisierungs- und Modernisierungsstau die Geduld aus – sie vernetzen sich und werden selbst aktiv.
Koalitionsvertrag: Sachsen setzt neue Maßstäbe bei der Digitalisierung der Verwaltung
Der Freistaat Sachsen setzt neue Maßstäbe bei der Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung. Die Zusammenarbeit der Behörden soll in Form von Shared Services ausgebaut und die Dresdner Forderungen, was die Wahrnehmung übertragenen Aufgaben betrifft, umgesetzt werden. Diese innovativen Vorhaben tragen zur Modernisierung der Verwaltung bei. Der Koalitionsvertrag des Freistaates Sachsen ist bei der Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung ambitionierter als die Vorstellungen in Thüringen und Brandenburg.
Wir wollen eine durchgängig digitale Verwaltung schaffen: Im staatlichen und kommunalen Bereich wird eine durchgehend digitale Bearbeitung von Verwaltungsleistungen angestrebt. Bis 2030 sollen sämtliche Verwaltungsleistungen im Freistaat Sachsen online zugänglich gemacht werden. Offen gelassen wurde allerdings ein Zeitpunkt, bis wann eine Ende-zu-Ende-Digitalisierung, also die vollständige digitale Erledigung von Verwaltungsverfahren, erreicht sein soll. Hier sollte bei der weiteren Konkretisierung eine Zielmarke gesetzt werden. Weiter heißt es in der Vereinbarung: „Bevor wir Verwaltungsprozesse digitalisieren, werden wir sie nach einheitlichen Standards optimieren und vereinfachen. Priorität haben dabei ressourcenintensive Massenverfahren. Das gehen wir ressort- und ebenen- übergreifend an. Für schnellere Fortschritte werden wir die Digitalisierung strategisch an zentraler Stelle bündeln und mit Handlungsfähigkeit für die Gesamtverwaltung ausstatten. Zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit der Verwaltung und zur Fortführung der Digitalisierung richten wir innerhalb der Staatsregierung ein ressortübergreifendes Koordinierungsgremium zur Abwehr von Cyberangriffen ein und stärken das SN4C, das Sicherheitsnotfallteam (SAX.CERT) sowie die Digitalagentur Sachsen. Dabei setzen wir auf die aktive Mitwirkung aller Ressorts. Wir streben grundsätzlich eine Vereinheitlichung von Technik und Verfahrensstandards auf der Grundlage einer Digitalisierungsstrategie für den Freistaat Sachsen an.“
Dem Landtag soll vorgeschlagen werden, das Sächsische E-Government-Gesetz zu einem Digitalfördergesetz weiterzuentwickeln. Dies stärkt die finanzielle Ausstattung der Kommunen im Bereich der Digitalisierung und steht im Kontext der Finanzmittelverteilung zwischen Freistaat und Kommunen.
Dresdener Forderungen werden umgesetzt: Die „Digitale Landesdirektion Sachsen“ soll bis 2030 zu einer leistungsstarken, IT-gestützten und medienbruchfreien Verwaltungsbehörde weiterentwickelt werden, „um sie damit als hochmoderne Serviceanbieterin für Standortqualität und als kompetente Ansprechpartnerin für Unternehmen weiter zu stärken. Die Potenziale von Shared Services werden insgesamt noch viel zu wenig genutzt. Das wollen wir nachhaltig ändern, um Kosten zu sparen. Um die integrierte Verwaltungsdigitalisierung von Kommunen und Freistaat voranzutreiben, prüfen wir die Gründung einer Anstalt des öffentlichen Rechts unter Beteiligung des Landes und der kommunalen Familie. Standardisierte und einheitliche digitale Verwaltungsverfahren in den Kommunen sind für uns die relevante Voraussetzung für deren gelingende Selbstverwaltung.“ Die Umsetzung der kommunalen Pflichtaufgaben nach Weisung will der Freistaat mit einem einheitlichen, zentral vorgegebenen Fachprogramm vorantreiben und dessen zentrale Bereitstellung – ggf. auch in staatlichen Rechenzentren – prüfen. Weiter heißt es: „Für übertragene Pflichtaufgaben zur Erfüllung nach Weisung oder Bundesauftragsverwaltung werden wir das Angebot des Bundes, eine zentrale technische Abwicklung einzurichten oder Aufgaben zurückzuübertragen, annehmen“. Damit werden erstmalig die Dresdner Forderungen auf den Weg gebracht.
Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen soll der Zugang und die Nutzung von Amt24 nach dem Once-Only-Prinzip erleichtert werden. Auch sollen die Potenziale der Registermodernisierung umfänglich genutzt werden. „Wir wollen das Fortbildungsangebot im Bereich Digitalisierung und Organisationsmanagement an der HSF ausbauen und diese Angebote auch für die kommunalen Bediensteten kostenfrei ermöglichen.“
Digital-Lotsen-Programm wird dauerhaft verstetigt: Das Digital-Lotsen-Programm soll den Kommunen dauerhaft und verlässlich zur Verfügung stehen. Das ist gerade für kleinere Kommunen ein wichtiges Signal.
Die Kommunen, gerade auch die kleineren, werden bei der laufenden Verwaltungsdigitalisierung und beim Schutz der IT-Sicherheit stärker unterstützt und Beratungs- sowie Hilfsangebote ausgebaut.
Im Ausländerrecht unterstützt der Freistaat die Kommunen bei der Digitalisierung der ausländerrechtlichen Verfahren, insbesondere bei der flächendeckenden Nutzung von elektronischen Ausländerakten und den erforderlichen Schritten zur Etablierung des Ausländerzentralregisters als gemeinsamer Informationsgrundlage in allen Teilbereichen der Migrationsverwaltung.
Weiter heißt es im Koalitionsvertrag mit Blick auf die Landesebene: „Als zentrale Voraussetzung braucht es in allen Ressorts eine kritische Betrachtung von Aufgaben, Prozessen und Strukturen unter wissenschaftlicher Begleitung sowie Berücksichtigung der kommunalen Belange.“ Konkrete Maßnahmen werden aber nicht genannt. Die interkommunale Zusammenarbeit soll flexibilisiert werden, angestrebt wird hier ein Ausbau des SächsKomZG und eine Ausweitung hin zu Landesgrenzen überschreitende Kooperationen an. Positiv ist zu erwähnen, „dass Gemeinden mehr Ermessensspielräume für ihre Entscheidungen erhalten und die Anwendung digitaler Techniken besser nutzen können.“ Geprüft werden sollen neue „Projekt- und Experimentierräume in den Landkreisen und Kommunen, z.B. zur Veränderung inhaltlicher Anforderungen, Reduzierung von Nachweis- und Dokumentationspflichten oder die Begrenzung von Kontrollmechanismen.
Die Digital- und KI-Strategie soll fortgeschrieben und die Rahmenbedingungen u.a. für die Verwaltung verbessert werden. Unterstützt werden soll das europäische Projekt Geia-X. Neu ist, dass der Freistaat eine sächsische Datenstrategie entwickeln will, denn der Schlüssel für Innovation, Wertschöpfung und Wachstum liegt in der Nutzung von Daten.
Bund und Länder einigen sich auf „Digitalpakt 2.0“
Um die IT-Infrastruktur an deutschen Schulen ist es schlecht bestellt. Der „Digitalpakt“ soll das ändern. Doch mit dem Ampel-Aus war unklar, wie es weitergeht. Nun haben sich Bund und Länder geeinigt.
Winterwahlkampf: Chance oder Risiko?
Kommunale Herausforderungen in den Fokus rücken
Am 23. Februar 2025 wird der neue Bundestag gewählt. Die Zeit ist knapp – das gilt auch für die Vorbereitung der politischen Parteien. Viele sprechen von einem „kurzen Winterwahlkampf“. Doch darin liegt kein Risiko, sondern eine echte Chance.
Warum ein kurzer Wahlkampf eine Chance sein kann:
Lange Wahlkämpfe haben die Menschen in der Vergangenheit eher verstört als motiviert. Statt inspirierender Debatten gab es oft:
- Monatelange Wiederholungen der immer gleichen Argumente,
- eine zunehmend aggressive Stimmung,
- unsachliche gegenseitige Vorwürfe, die die Wähler*innen frustrierten.
Ein kompakter Wahlkampf bietet die Möglichkeit, kurz und prägnant auf den Punkt zu kommen. Das erhöht die Aufmerksamkeit und lässt Raum für klarere Botschaften.
Kommunale Themen in den Mittelpunkt rücken:
Gerade in Städten und Gemeinden sollten die Wählerinnen ihre Kandidatinnen gezielt darauf ansprechen:
- Wie kann die dramatische Situation der Kommunen vor Ort verbessert werden?
- Wer hat durchdachte und umsetzbare Konzepte, um die kommunale Selbstverwaltung zu stärken?
- Welche Rahmenbedingungen auf Bundesebene können verbessert werden, damit die kommunale Daseinsvorsorge nachhaltig optimiert wird?
Politische Parteien in der Verantwortung:
Dabei gilt: Nicht alles, was wünschenswert erscheint, ist kurzfristig umsetzbar oder finanzierbar. Seriöse Lösungen statt unrealistischer Versprechungen sind gefragt. Die Wähler*innen sollten einfordern, dass Konzepte nachvollziehbar und durchgerechnet präsentiert werden.
Medien und Talkshows als Plattform für Lösungen:
Es wäre wünschenswert, dass diese zentralen Fragen der kommunalen Zukunft in den Talkshows und Medienberichten eine prominente Rolle spielen. So könnte der Wahlkampf einen Beitrag leisten:
- Gegen Politikverdrossenheit.
- Für Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
- Für ein stärkeres Miteinander in unserer Gesellschaft, trotz unterschiedlicher politischer Ansätze.
Ein Winterwahlkampf kann somit nicht nur knackig, sondern auch lösungsorientiert sein – eine echte Chance für mehr politische Glaubwürdigkeit und Engagement. (Gerd Landsberg)
Innenminister von Sachsen, Armin Schuster, für Nationalen Sicherheitsberater im Kanzleramt
Der Innenminister von Sachsen kritisiert die Bundesregierung wegen Defiziten im Zivilschutz. Der Etat von Nancy Faeser sehe dafür kein Geld vor, sagte er bei einem Redaktionsbesuch in der F.A.Z.
Preis Bundeswehr und Gesellschaft würdigt herausragendes Engagement
Bei seiner zehnten Verleihung geht der Preis Bundeswehr und Gesellschaft an die Stadt Marienberg, die Patenschaftsgesellschaft Marineschiffe Karlsruhe, an die Berufsschule 7 in Augsburg sowie an Stabsfeldwebel Michael Eichstaedt vom Einsatzführungskommando der Bundeswehr. Minister Pistorius vergab die Auszeichnung erstmals im Deutschen Bundestag.
Telekom hat Auskunft nach mehr als 100 Jahren eingestellt
Kein Anschluss mehr unter dieser Nummer: Die Telefonauskunft der Telekom ist seit diesem Sonntag Geschichte. „Die netten Anrufer werden uns fehlen“, sagt eine Mitarbeiterin.
Der einzige unterirdische Weihnachtsmarkt Deutschlands findet in Rheinland-Pfalz statt
Ein Weihnachtsmarkt, der komplett unter der Erde stattfindet? Klingt unglaublich, ist aber wahr! Beherbergt ist er in einer kleinen Stadt in Rheinland-Pfalz.
Von Urnen bis Flussbestattung: Wie sich Gemeinden an veränderte Bestattungsgewohnheiten anpassen müssen
Sowohl die Bestattungskultur als auch die Friedhofskultur ändert sich fortlaufend. Insoweit ist es nachvollziehbar, dass die Landesregierung mit der geplanten Novelle dem Rechnung tragen will. Sie greift damit eine Entwicklung auf, die die Kommunen bereits in Vergangenheit vor Herausforderungen gestellt hat und die sich nun sicher noch einmal verstärken werden.
Bereits jetzt hat der Anteil der Feuerbestattungen deutlich zugenommen . Im Unterschied zu großen Erdgrabstätten sind Urnengräber oftmals die Regel. Auch Friedwälder haben Konjunktur in Rheinland-Pfalz. Das früher vorherrschende Gefühl, dass eine Grabstelle als Ort der Erinnerung an den Verstorbenen benötigt wird, spielt immer weniger eine Rolle. Oftmals werden auch die Kosten und Mühen einer klassischen Grabpflege gescheut. Auch die zunehme Mobilität der Gesellschaft führt dazu, dass die Menschen weit entfernt von der Grabstelle des Angehörigen leben und arbeiten . Als Folge dieser Entwicklungen ist die Auslastung der Friedhöfe stark rückläufig, der Betrieb und Unterhalt bleibt aber kostenintensiv. Insoweit wird die Flussbestattung, aber auch die weiteren geplanten Ansätze wie die heimische Urne oder die Weiterverarbeitung der Totenasche diese Entwicklung weiter verschärfen. Die Bestattung im Leichentuch ist ohne religiösen Hintergrund aktuell noch nicht möglich. Insoweit sieht die geplante Novelle des Bestattungsgesetzes eine Flexibilisierung vor, deren In Kraft-Treten erst abgewartet werden muss. Ob die Bestattungen im Leichentuch dann zunehmen werden, wird sich dann zeigen. Bei den nun angedachten Flussbestattungen sollten auch die Menschen, die an den Flüssen leben, und ihre Empfindungen mit berücksichtigt werden. Insoweit ist hier ein abgewogenes Vorgehen erforderlich, das alle Bedürfnisse erfasst.
Die Friedhofsgebühren werden nun noch einmal dahingehend überprüft werden müssen, ob gegebenenfalls Erhöhungen zu erfolgen haben. Wir rechnen nicht mit einem flächendeckendem Friedhofssterben, aber in Einzelfällen kann es zur Aufgabe der Einrichtung kommen, die dann mit einer sinnvollen Nachnutzung verbunden werden sollte.
Es darf aber nicht der besondere Wert der Friedhöfe als Orte der Ruhe, der Besinnung und des Kraftschöpfens übersehen werden. Sie sind auch unter Naturschutzaspekten oftmals besonders wertvoll in Bezug auf die Artenvielfalt. Insoweit kann es sich durchaus anbieten, den Friedhof als Fläche für Grabstätten zu verkleinern und im Übrigen eine Parkstruktur zu schaffen. Unter Naturschutz- und Klimaschutzaspekten sind viele Friedhöfe eine gute Investition in die Zukunft. Das sollte man bei allen Finanzproblemen nicht übersehen. Es darf auch nicht verkannt werden, dass Friedhöfe ein wichtiges Kulturgut sind, welches man nicht – wie auch Denkmäler- ohne weiteres aufgeben sollte. (Moritz Petry)
Letzte Ruhe bald auch im Rhein oder daheim möglich
Asche in einem Fluss verstreut, als Diamant um den Hals gehängt oder im Regal in der Urne aufbewahrt. Das ist bald in Rheinland-Pfalz möglich.
Zwei deutsche Bistümer gründen Beratungsfirma für IT-Sicherheit
Die Digitalisierung macht auch vor den Kirchen nicht halt. In Bayern haben zwei Diözesendeshalb eine gemeinsame Firma gegründet, in der sie ihr Know-how bündeln. Weitere Partner sind willkommen, hieß es.
Generation Z: Smartphones stören junge Menschen laut Umfrage beim Lernen
Einer Umfrage zufolge ist das Smartphone für zwei von drei Menschen von 16 bis 25 Jahren ein Störfaktor beim Lernen. Über 40-Jährige kämpfen hingegen mit Müdigkeit.
Zukunft des Sozialstaats: Großstädte fordern Entbürokratisierung.
Kurz vor dem Start der Arbeitsministerkonferenz (ASMK) am Mittwoch haben sich die Sozialämter von 18 Großstädten mit einem Appell an die Politik gewandt. Man werde „alleingelassen mit politischen Wunschvorstellungen, die von Bund und Ländern in praxisuntaugliche Gesetze gefasst werden“, heißt es in dem Schreiben. Einheitliche Rechtsbegriffe, Prozesse und Strukturen seien zwingende Voraussetzungen einer effizienten Verwaltung und Digitalisierung. Entsprechende Vorgaben müssten deshalb verpflichtend auf Bundes- und Landesebene verankert werden. In dem Papier, das unter anderem an die Bundes- und Landessozialministerien und das für Verwaltungsdigitalisierung zuständige BMI ging, machen die Amtsspitzen konkrete Vorschläge. So gebe es durch eine Vielzahl abgestufter Geldleistungen einen Bürokratieaufwand, der in keinem Verhältnis zu der angestrebten Einzelfallgerechtigkeit stehe. Hier könne eine einheitliche Pauschalierung helfen.
Entscheidet TikTok die Präsidenten-Wahl in Rumänien?
Ein zuvor weitgehend unbekannter Rechtsextremist könnte das nächste Staatsoberhaupt Rumäniens werden – dank TikTok. Werden jetzt Wahlen auf Social Media-Plattformen entschieden?
Schwimmbad-Schnäppchen in Rheinland-Pfalz – Freizeitbad für einen Euro zu verkaufen
Seit über einem Jahr ist ein Freizeitbad in einer Stadt in Rheinland-Pfalz geschlossen. Der Sanierungsbedarf sei dem Bürgermeister zufolge sehr groß. In einem Gutachten sei der Wert der Immobilie mit gerade mal einem Euro bewertet worden. Ganz so leicht ist das Bad aber nicht zu haben.
Neues aus den Kommunalen Spitzenverbänden
DST: Heizungsgesetz: Kehrtwende würde großes Durcheinander schaffen
DStGB: Wohnungspolitik: Bündnis-Spitzenrunde zieht Fazit
SHGT: Harsche Kritik an Entwurf des Landeshaushalts 2025
NWStGB: Junge Menschen und Ausbildungsbetriebe für die Ausbildung stärken
Kopf der Woche: Philipp Stolz, CDU der Stadt Schorndorf in Baden-Württemberg
Buch der Woche: Das Prinzip Trotzdem: Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen von Roger de Weck
Autoritäre Populisten trumpfen auf. Desinformation und Fake News grassieren. Und der Journalismus, der dem wehren sollte? Er kommt aus der Krise nicht heraus. Es gibt zwar mehr Medien, aber immer weniger Mittel für den Journalismus. Verlage wollen ihre Einbußen wettmachen, indem sie noch mehr laute Meinungen und Soft-Themen bringen. Doch die »Boulevardigitalisierung« nützt just den Populisten, die sich derselben Stilmittel bedienen: Zuspitzung, Skandalisierung, Aufregung.
Roger de Weck liebt Journalismus als Beruf. Er kennt ihn in allen Facetten – als Zeitungsmacher und Rundfunkchef, Reporter und Moderator. Und er macht sich Sorgen, weil die Gesetze des Medienbetriebs und die des Journalismus immer weiter auseinanderlaufen. Dagegen setzt de Weck auf das »Prinzip Trotzdem«: Recherchieren, abwägen, sich treu bleiben – trotz Sparmaßnahmen, trotz X & Co. Doch wie geht das? Der Autor zeigt, wie sich Journalismus stärken lässt. Denn ohne diesen wertvollen Spielverderber läuft das Spiel nicht in der Demokratie.
Zahl der Woche: 13,6 Kilo Schokolade pro Kopf wurden 2023 in Deutschland produziert (Quelle destatis)
Chatbot der Woche: Kremsi Chatbot der Marktgemeinde Kremsmünster in Österreich
Tweet der Woche: Hans-Josef Vogel, Regierungspräsident a.D. Arnsberg
„Was wäre, wenn Sozialunternehmen Teil eines lernenden Staates werden würden? Ein zukunftsfähiger Staat kann Probleme dadurch lösen, dass der Weg dorthin nicht vorgegeben u. rechtlich abgesichert wird, sondern indem vom Ziel her gedacht u. gefördert wird.“
Zu guter Letzt: Weihnachtspostämter geöffnet: Wunschzettel ans Christkind und den Weihnachtsmann
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Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.
Ihr Franz-Reinhard Habbel